Klimastrategien erfolgreich entwickeln und durchsetzenViele Unternehmen setzen sich in den letzten Jahren intensiv mit dem CO2-Fußabdruck ihres Geschäftsbetriebs, den Klimawirkungen ihrer Wertschöpfungsketten oder auch den Auswirkungen des Klimawandels auf das eigene Geschäft auseinander. Wenn es dann um die „nüchterne“ Abwägung der Kosten und Nutzen von Vermeidungs-, Verminderungs- oder Anpassungsstrategien geht, kochen immer wieder – scheinbar überraschend – emotionale Grundsatzdebatten hoch. Damit die notwendigen Abwägungs- und Entscheidungsprozesse nicht auf Abwege geraten, empfiehlt es sich, entsprechende Diskussionen gut vorzubereiten. Ein gemeinsames Bild über die (vermeintliche) Faktenlage zum Klimawandel reicht dazu allerdings nicht aus, um Klimastrategien erfolgreich zu entwickeln und durchzusetzen.

Drei Beiträge helfen beim Umgang mit Scheinargumenten

Nachhaltigkeitsverantwortliche haben in der Regel schon kaum die Kapazitäten, die breite wissenschaftliche Diskussion zum Klimawandel zu verfolgen. Daher wird es kompliziert, sich neben den Fakten auch auf mögliche emotionale Fallgruben und Scheinargumente in der Diskussionen um Klimstrategien vorzubereiten. Die Zeitschrift GAIA bietet jetzt drei lesenswerte Beiträge zum Forschungsstand rund um strittige Schlüsselfragen des Klimawandels.

Im ersten Beitrag Die Struktur klimaskeptischer Argumente. Verschwörungstheorie als Wissenschaftskritik analysieren Jens Soentgen und Helena Bilandzic (GAIA 1/2014) unbewiesene aber häufig wiederholte Behauptungen von Klimaskeptikern kenntnisreich und präzise. „Die wichtigsten von Klimaskeptikern unterstellten Motive sind: 1. Die Klimawissenschaft hat sich verschworen, um Macht zu gewinnen und /oder Forschungsgelder zu sichern, 2. die Klimawissenschaft hat sich verschworen, um unter grünem Deckmantel Gesellschaftsumbau oder -umsturz zu betreiben (meist sozialistisch oder kommunistisch inspiriert), 3. die Klimawissenschaftler(innen) handeln im Dienst einer Verschwörung ehemaliger Kolonialmächte, die frühere Kolonien und jetzige Industrienationen wie Indien oder Brasilien über den Umweg etwa von Emissionsminderungszielen am weiteren Wachstum hindern wollen“ (Soentgen, Bilandzic 2014, 46).

Der zweite Beitrag Die Ratio der „Klima-Religion“. Eine theologisch-ethische Auseinandersetzung mit klimaskeptischen Argumenten von Michael Rosenberger (GAIA 2/2014) gibt Anregungen zur Frage, wie überhaupt eine zielorientierte Auseinandersetzung mit Klimaskeptikern möglich ist: „Die Frage ist also nicht, ob wir uns für den Glauben und gegen das Wissen entscheiden oder umgekehrt, sondern welcher Glaube durch mehr Wissen fundiert und damit vernünftiger (im Komparativ!) ist“ […] „Die Debatte muss also über die Plausibilität bestimmter Wertvorstellungen geführt werden, nicht so sehr über die Faktizität bestimmter Temperaturentwicklungen. Der Klimadiskurs ist mehr ein ethisch-spiritueller als ein naturwissenschaftlich-technischer Diskurs“ (Rosenberger 2014, 96).

Der dritte Beitrag Der Rebound-Effekt: ein blinder Fleck der sozial-ökologischen Gesellschaftstransformation von Tilman Santarius (GAIA 2/2014) zeigt die Grenzen der von Unternehmen in der Regel eingeschlagenen Effizienzstrategien auf. Damit stellt er komprimierte Hintergrundinformationen bereit, die zeigen, dass es für die Zukunftsfähigkeit von Unternehmen erforderlich ist, auch bei der Entwicklung von Klimastrategien absolute Vermeidungsziele zu formulieren.

Bei den Aufsätzen handelt es sich um den Gewinnerbeitrag und zwei Beiträge von der Shortlist des GAIA Best Paper Awards 2014. Anlässlich der Preisverleihung hat der oekom Verlag die Beiträge aus den letzjährigen März- und Mai-Ausgaben der Zeitschrift zum kostenlosen Download freigeschaltet.

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