Vor wenigen Wochen ist Michael Meehan als neuer CEO der Global Reporting Initiative (GRI) gestartet. Heute hat er sich und sein Verständnis von der GRI Zukunft im Rahmen einer Webkonferenz für die Organizational Stakeholders vorgestellt. Was deutlich wurde: die GRI steht vor massiven Veränderungen. Was ebenso deutlich wurde: Meehan setzt auf Zusammenarbeit, Kommunikation und Innovation als Schlüsselentwicklungen für eine erfolgreiche GRI Zukunft. Und hofft, die GRI damit wieder in ruhigeres Fahrwasser zu lotsen.
Das Verhältnis zu den anderen Leitlinien- und Standardanbieter neu definieren
Die Landschaft der Leitlinien- und Standardanbieter zur Unternehmens- und Nachhaltigkeitsberichterstattung befindet sich spätestens mit dem Auftreten der IIRC und SASB 2011 in einem massiven Umbruch. Auch wenn die GRI sich in den vergangenen Jahren zum de-facto-Standard für Nachhaltigkeitsberichterstattung entwickelt hat, muss sie sich neu positionieren. Während Unternehmen und Stakeholder wie beispielsweise Politik, Investoren oder Ratingagenturen auf eine aussagekräftigere und weniger aufwändige Berichterstattung dringen, sehen sie sich zugleich einer wachsenden Anzahl miteinander konkurrierender Rahmenkonzepte gegenüber. Meehan ist optimistisch, dass dieser unfruchtbare Wettbewerb in zielorientierte Kooperationen überführt werden kann. Für diese Sicht spricht die Gründung des Corporate Reporting Dialogue (CRD) im Juni 2014. Allerdings sind hier vermutlich auch mit der Kraft der GRI keine schnellen Erfolge und Einigungen zu erzielen.
Kommunikation innerhalb der GRI verbessern
Die GRI unterscheidet sich von den anderen Leitlinien- und Standardanbietern durch ihren konsequenten Multi-Stakeholder Ansatz und ihre Beteiligungsstruktur der Organizational Stakeholder (OS). Spätestens mit dem Beschluss, die GRI zu einem öffentlich anerkannten Standardanbieter weiterzuentwickeln, müssen diese in der Organisations-DNA tief verwurzelten Spezifika aber neu und vollkommen transparent geregelt werden. Und das wird innerhalb der Organsation und den OS vermutlich noch Anlass für weitere stürmische Diskussionen bieten.
Wie genau eine intensivere Kommunikation aussehen soll, ließ Meehan offen. Offen blieb auch, wie die global agierende Organisation mit ihren beschränkten Ressourcen zukünftig den Austausch u.a. mit ihren OS wirksam intensivieren will.
Technische Innovationspotenziale als Aktivposten für die GRI Zukunft einbringen
Die GRI Leitlinien stellen hohe Anforderungen an die Datensammlung und –qualität der berichtenden Organisationen. Meehan bringt aus seinen bisherigen Tätigkeiten Erfahrungen in der Entwicklung und dem Einsatz von Technologien mit, die Unternehmen dabei unterstützen, Daten zu erfassen und als Reports aufzubereiten. Gerade in der Möglichkeit, einmal erfasste Daten in unterschiedlichen Formaten für unterschiedliche Berichtszwecke aufzubereiten, sieht Meehan eine Chance für die GRI. Zumal GRI Berichte eine sehr belastbare Datenquelle darstellen, die zugleich umfassend Corporate Governance Aspekte abdecken.
Damit kann die GRI sicherlich die überzeugten und routinierten Berichtsprofis begeistern. Fraglich erscheint allerdings, ob die GRI Mission „to make sustainability reporting standard practice“ so wirksam und entschieden vorangetrieben wird. Denn auch wenn die eingangs beschworene Kooperation der diversen Leitlinien- und Standardanbieter Realität werden sollte – zunächst einmal müssen mehr Organisationen für die Berichterstattung über ihre Nachhaltigkeistleistungen gewonnen werden. Die GRI kann als de-facto-Standard gegenwärtig als einzige Organisation das dafür erforderliche Momentum entfalten. Das verfügbare Zeitfenster könnte aber bald zugehen, denn andere Rahmenkonzepte erfahren mittlerweile auch viel Zuspruch. Und ein Blick in die GRI Berichtsdatenbank legt den Schluss nahe, dass die Zeiten des schnellen Wachstums an berichtenden Organisationen bei der GRI vorbei sein könnten. Daher dürften die Zeichen auch hier weiterhin eher auf Sturm stehen.
Weitere Details über Michael Meehans Pläne, die GRI für die Zukunft fit zu machen, finden Sie in den Beiträgen von triplepundit, csr-reporting und greenbiz.
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