CSR – Anleger wollen Zahlen und Zusammenhänge sehenWie beeinflussen umwelt- und gesellschaftsbezogene Programme und Aktivitäten die Wettbewerbsfähigkeit und die finanzielle Performance eines Unternehmens? Verschiedene Studien der letzten Monate zeigen, dass institutionelle Investoren ihre Entscheidungen nicht mehr allein aufgrund von Finanzkenn- zahlen treffen, sondern mehrheitlich auch Nachhaltigkeitsin- formationen einfließen lassen. Damit ist die Kernfrage des Business Case for Sustainability[1] zu einem zentralen Bestandteil der Denk- und Handlungsstrategien von Pensionsfonds, Stiftungen, Kapitalverwaltungsgesellschaften, Banken und Versicherungen geworden. Unabhängig von den Absendern der Studie oder der geografischen Herkunft der befragten Investoren wird klar: Anleger wollen Business Case verstehen. So stimmen die Mainstream-Investoren in folgenden Punkten überein:

Investitionsentscheidungen – Nachhaltigkeit hat signifikanten Einfluss

Institutionelle Anleger sind mehrheitlich nachhaltig investiert

Institutionelle Anleger sind mehrheitlich nachhaltig investiert. PWC 2014, 4

Institutionelle Anleger sind mittlerweile mehrheitlich nachhaltig investiert. Während 56 Prozent der von der Union Investment Befragten angaben, nachhaltige Kriterien bei der Kapitalanlage zu berücksichtigen, haben rund 80 Prozent der von PWC 2014 befragten Anleger Aspekte wie Klimawandel, Ressourcenknappheit, gesellschaftliche Verantwortung oder Good Citizenship in ihre Entscheidungen einfließen lassen.

Vergleichbare Ergebnisse finden sich auch in einer aktuellen Studie von E&Y. Laut der 2014er PWC Studie „Sustainability goes mainstream: Insights into investors views“ planen noch mehr Investoren, in den kommenden drei Jahren Nachhaltigkeitsinformationen zu nutzen.

Motive – Risikominderung ist zentral, Marktnachfrage eher marginal

Anlegermotive - Risikominderung ist zentral, Marktnachfrage eher marginal

Risikominderung als wichtigstes Motiv zu Berücksichtigung von Nachhaltigkeitskriterien. PWC 2014, 6

Während Risikominderung mit 73 Prozent für die von PWC befragten Anleger das weitaus wichtigste Motiv zu Berücksichtigung von Nachhaltigkeitskriterien ist, liegt das vergleichbare Item „Risikomanagement“ mit 54 Prozent der Nennungen in der Union Invest Studie erst an dritter Stelle. Allerdings fühlen sich die hier zu Wort kommenden Investoren nur noch stärker durch die eher selbstredenden Treiber wie „Werte des eigenen Hauses“ und „Anlagerichtlinien“ berücksichtigen motiviert. Interessant ist, dass in beiden Studien „Nachfragen von Kunden/ größere Marketingchance“ (vergleichbare Antwortoption „attract new capital“) eine deutlich untergeordnete Rolle spielen. Unternehmerische Nachhaltigkeit fügt sich damit in die konventionellen Deutungsmuster vieler Finanzmarktakteure ein.

Investitionsstrategien – Verfahrensvielfalt bei der Umsetzung

Die Frage, mit welchen Verfahren die institutionellen Anleger eigentlich ihre Investmentstrategie umsetzen, wird zunächst nur von der Union Invest gestellt. Hier ist eine Verfahrensvielfalt erkennbar, bei der mehrheitlich die Anwendung von Ausschlusskriterien (84 Prozent), negatives Screening (78 Prozent), positives Screening (75 Prozent) und der Best-in-class-Ansatz (58 Prozent) genutzt werden. Allerdings könnte mit der verbesserten Verfügbarkeit von Nachhaltigkeitsdaten über Bloomberg, MSCI und Thompson Reuters und einer aktiveren Rollen des norwegischen Staatsfonds als dem weltweit größten und einflussreichsten Fonds der aktive Einfluss auf unternehmerische Nachhaltigkeitsstrategien („aktives Aktionärstum“ 36 Prozent) einen größeren Einfluss bei der Strategieumsetzung gewinnen.

CSR Informationsqualität – Investoren in Unzufriedenheit geeint

Auch bei der Bewertung der Informationsqualität zur unternehmerischen Nachhaltigkeit sind die Befragten der E&Y Studie und der PWC Studie einig: Unzufriedenheit mit den Informationen von Seiten der Unternehmen prägt weltweit das Bild. Laut PWC bewegt sich der Anteil unzufriedener Anleger zwischen 61 Prozent (USA) und 87 Prozent (Mittler Osten und Afrika).

Beide Studien kommen zu dem Ergebnis, dass erst verbindliche Standards für die nicht-finanzielle Berichterstattung mehr Investoren motivieren könnten, entsprechende Informationen intensiver für in ihrer Entscheidungsfindung zu nutzen. Auch wenn wichtige Akteure sich in letzter Zeit auf den Weg zu (weltweit) einheitlichen Berichterstattungsstandards für nicht-finanzielle Informationen gemacht haben, bleibt die Frage:

Was können Unternehmen jetzt tun?

Hier hilft ein Blick auf Informationswünsche der befragten Anleger: Unternehmen, die mit besonderer Sorgfalt das GRI G4 Verfahren zur Bestimmung der Berichtsinhalte sowie die Grundsätze zur Bestimmung der Berichtsinhalte und –qualität anwenden, können den Anforderungen der Anleger schon sehr nah kommen. Dabei kommt dabei laut PWC der Bestimmung und regelmäßigen Überprüfung wesentlicher Aspekte und Risiken besondere Bedeutung zu.

CSR Disclosures – Anforderungen institutioneller Investoren an nicht-finanzielle Unternehmensinformatione

Anforderungen institutioneller Investoren an nicht-finanzielle Unternehmensinformationen. PWC 2014, 8

Allerdings helfen die Leitlinien nicht bei der Lösung aller Informationsdefizite: während die Nutzung der GRI Sector Disclosures zumindest für zehn Branchen den Wunsch nach brancheninterner Vergleichbarkeit unterstützt, gibt es von der GRI aber auch den anderen Anbietern von Standards und Leitlinien bislang keine belastbaren Verfahren zur finanziellen Bewertung von Nachhaltigkeitsrisiken und –chancen (der mit 82 Prozent wichtigste Informationswunsch).

[1] „A business case for sustainability results from the intelligent design of voluntary or mainly voluntary social and environmental management and creates a positive business effect based on a distinct management or entrepreneurial activity.“ Schaltegger, S. & Lüdeke-Freund, F. (2012). The „Business Case for Sustainability“ Concept: A Short Introduction.

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