„The 2014 Sustainability Leaders“ sieht Nachhaltigkeitsmanagement vor Paradigmenwechsel

businessman superheroSustainAbility und GlobeScan haben vor wenigen Tagen ihren 2014-er Sustainability Leaders Report veröffentlicht. Der Bericht basiert auf der Befragung von 887 Nachhaltigkeitsexperten aus Wirtschaft, Politik, NGOs, Wissenschaft und Beratung aus 87 Ländern. Die Studie erhebt seit 1997 die wahrgenommenen Nachhaltigkeitsleistungen von Unternehmen, Politik, Wissenschaft und Organisationen. Sie erlaubt durch ihren Längsschnittcharakter Rückschlüsse auf die zugrundeliegenden Dynamiken und  Veränderungen wesentlicher Zusammenhänge. Daruberhinaus wird deutlich, welchem fundamentalen Change Unternehmen durchlaufen müssen, deren Nachhaltigkeitsmanagement global als führend gelten soll.

Sustainabiity Leaders

Der wahrgenommene Lösungsbeitrag nationaler Politik zu den globalen Nachhaltigkeitsproblemen nähert sich seit Jahren der Nulllinie während Unternehmen stabil auf einem vergleichsweise hohen Niveau bewertet werden. Die Führung liegt aber unangefochten bei den „Social Entepreneurs“.

Während das Set und die ermittelte Rangfolge der Unternehmen durch die geografische Herkunft der Befragungsteilnehmer aus deutscher Sicht verzerrt erscheinen mag, sind die beobachteten Verschiebungen der Branchenschwerpunkte, das Auftauchen, Verschwinden bzw. die Kontinuität einiger Unternehmen und auch die Veränderungen in der wahrgenommenen Leistungen von Politik und Unternehmen signifikant und aussagekräftig. Unilever, Patagonia, Interface und Marks & Spencer sind 2014 aus Sicht der Befragungsteilnehmer die Nachhaltigkeits-Vorreiter bei Unternehmen. Im Vergleich zum Start des Trackings im Jahr 1997, als Dow, Monsanto, 3M und Dupont die Liste der Top Sustainability Leaders anführten, ist das ein kompletter Wechsel der Unternehmen und auch der Branchen. Hier stellt sich die Frage, wie dieser fundamentale Wahrnehmungswandel zu erklären ist und was Unternehmen für ihr Nachhaltigkeitsmanagement daraus lernen können.

Sustainabiltiy Leaders 2014

Unilever führt bei den Unternehmen das Feld der Sustainability Leader mit weitem Abstand an. Auffällig ist, dass das Unternehmen von allen Experten – unabhängig von deren geografischen Herkunft – als Nr. 1 oder Nr. 2 gesehen wird. Für andere global operierende Unternehmen könnte sich ein genauerer Blick auf das Unilever Nachhaltigkeitsmanagement also lohnen.

1997 – 2006 – „Do no harm“ im Nachhaltigkeitsmanagement

SustainAbility und GlobeScan erkennen mit Blick auf den gesamten 16-Jahres Zeitraum des Expertenratings zwei dominanten Epochen des Corporate Sustainability Leadership. In der ersten von 1997 bis 2006 wurde die Rangliste vor allem von Energie- und Chemieunternehmen angeführt, die insbesondere für ihre in dieser Zeit als weitgehend wahrgenommenen Umwelt-und Sicherheitsstandards benannt wurden. Diese „Do No Harm“-Phase der Nachhaltigkeits-Führung, war vor allem durch die Industrieunternehmen wie BP, Dow, DuPont und Shell geprägt. In dieser Zeit waren diese Unternehmen stark auf das Management von Risiken und negativen Auswirkungen ihres Geschäfts fokussiert.

Doch Unternehmen wie BP und Shell verloren nach und nach den Zuspruch der Experten, als ihre Nachhaltigkeitsperformance und die Bewältigung von Krisen und Katastrophen deutlich und wiederholt hinter den selbst gesteckten Zielen und den Stakeholder-Erwartungen zurückblieben. Mit dem Vertrauensverlust besonders der Mineralöl- und Chemiebranche ging zugleich die Wahrnehmung einher, dass verbrauchernahe Unternehmen erheblich mehr Potenzial für die Entwicklung einer nachhaltigen Wirtschaft hatten.

2007 – 2014 – Die „Mainstreaming“-Phase im Nachhaltigkeitsmanagement

Aus Sicht von SustainAbility und GlobeScan begann 2007 mit dem Aufstieg von Interface, gefolgt von Walmart in 2010 und Unilever in 2011-2014 die Mainstreaming-Phase. Geprägt wird sie durch verbrauchernahe Unternehmen, die ihre ambitionierten Nachhaltigkeitsstrategien nicht nur auf ihre Kernprodukte und Dienstleistungen, sondern auch auf ihre Wertschöpfungsketten bezogen. Dabei erscheint den Autoren der Studie der Komplexitätszuwachs bei den Herausforderungen und die Menge an grundlegenden Dilemmata als ein besonderes Merkmal. Die Sustainability Leader erzeugten eine breite Sichtbarkeit für ihre Nachhaltigkeitsaktivitäten durch vielschichtige, dialogorientierte Kampagnen – GE mit ecomagination, M & S mit dem ikonischen und seit 2007 (!) laufenden Plan A und Unilever mit dem Sustainable Living-Plan.

Sustainability Leaders 1997-2014

Ranking der Top 8 Unternehmen 1997-2014.

2015 – Kommt als nächstes „Extended Leadership“?

In Zukunft werden laut der Studie solche Unternehmen eine führende Rolle im Nachhaltigkeitsmanagement erlangen, die neben

  • einem umfassenden Risiko-Management,
  • der Integration von Nachhaltigkeitsanforderungen in ihr Kerngeschäft und
  • dem nachhaltigen Management ihrer Wertschöpfungsketten

es auch noch schaffen, politischen und gesellschaftlichen Druck zugunsten ihrer nachhaltigkeitsorientierten Geschäftsmodelle zu erzeugen. SustainAbility und GlobalScan sehen hier eine „extended leadership“ heraufziehen, die den Unternehmen eine umfassende Bereitschaft und Fähigkeit zur Stakeholder-Integration abverlangt. „We believe this era will be defined, in part, by companies that have taken on an unprecedented degree of advocacy and action aimed at systems change.“ Die nächste Herausforderung des unternehmerischen Nachhaltigkeitsmanagements wird demzufolge darin liegen, nicht nur den Wandel zur Nachhaltigkeit im Unternehmen und seiner Wertschöpfungskette voranzutreiben, sondern damit auch einen signifikanten Beitrag zur globalen Nachhaltigkeitsentwicklung zu leisten. Angesichts der Tatsache, dass viele Unternehmen zur Zeit noch mit der Bewältigung der Phasen 1 und 2 befasst sind, erscheint das beinahe als Aufgabe für echte Superhelden. Hier der Link zur Studie The 2014 Sustainability Leaders.

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