Dialoge mit NRO – Voraussetzungen und ErfolgsfaktorenUnternehmen und Nichtregierungsorganisationen (NRO) treten seit den 1990er Jahren immer wieder in Dialoge ein. Für die jetzt veröffentlichte Studie „Reden ist Silber – Kampagnen sind Gold?“ hat das Südwind-Institut die Dialog-Erfahrungen von 18 NRO analysiert. Als Ergebnis der Interviews werden eine Reihe von Voraussetzungen und Erfolgsfaktoren aus Perspektive der NRO herausgearbeitet. Der Beitrag befasst sich mit der Frage, was Unternehmen aus diesen Hinweisen indirekt für erfolgreiche Dialoge mit NRO lernen können.

Veränderungsbereitschaft und Ziele genau klären

Auch wenn das alte holzschnittartige Bild der Dialogziele von Unternehmen („den eigenen Ruf retten“) und NRO („die Welt retten“) nicht mehr die Sicht von NRO-Vertretern bestimmt – die Befragten sind schon der Überzeugung, dass Stakeholder-Dialoge von Unternehmen eher als Reaktion auf öffentliche Kampagnen, zur Stärkung der Akzeptanz oder zur Verringerung von Reputationsrisiken geführt werden. Daher prüfen NRO das Potenzial, im Dialog tatsächliche Veränderungen und Fortschritte bei ökologischen oder gesellschaftlichen Problemen zu erzielen (Südwind 2015, 14).

Unternehmen müssen sich daher u.a. auf Forderungen nach belastbaren Zielvereinbarungen einstellen. „NRO in Deutschland haben inzwischen viele Erfahrungen mit Unternehmensgesprächen gemacht. Sie verfügen über interne Prozesse, in denen sie über den Ressourcenaufwand, die Strategie und Zielsetzung von Unternehmensdialogen entscheiden. Sie bestehen zudem auf festen Vereinbarungen im Hinblick auf die Ziele der Gespräche und eine mögliche Veröffentlichung der Ergebnisse“ (Südwind 2015, 25).

Das bedeutet für Unternehmen in der Konsequenz, ihrerseits Gegenstand, Spielräume, Möglichkeiten und Grenzen der eigenen Veränderungspotenziale genau zu klären, um überhaupt mit NRO belastbare Zielvereinbarungen treffen zu können. Denn wenn im Verlauf eines Dialogs die faktische Veränderungsbereitschaft den ursprünglichen Zielen deutlich hinterherhinkt, laufen Unternehmen Gefahr, mit Ausstiegs- oder Kampagnendrohungen der NRO konfrontiert zu werden (Südwind 2015, 16f).

Potenziale verschiedener Dialogformate einschätzen

Dialoge mit NRO – Voraussetzungen und Erfolgsfaktoren

Der Abgleich der eigenen Themen und Ziele mit denen der NRO hilft Unternehmen, die Erfolgsaussichten beim Engagement in dem einen oder anderen Format einzuschätzen (Tabelle Südwind, 2015)

Aus den Erfahrungen der NRO clustert die Studie neun Dialogformate, die vom NRO Dialog auf Einladung eines Unternehmens bis zu Branchendialogen auf Einladung einer Organisation wie RFA, UTZ etc. reicht. Wenn Unternehmen ihre Veränderungsbereitschaft und Dialogziele geklärt haben, sollten sie die Potenziale der Dialoge anhand der verschiedenen Formate einschätzen. Ein Abgleich der eigenen Themen und Ziele mit denen der NRO hilft einzuschätzen, ob eine Teilnahme an einem Dialog oder die Initiierung des einen oder anderen Formats für die Umsetzung der eigenen Ziele erfolgversprechend ist.

Dialogteilnehmer sorgfältig auswählen

Vertrauen und Vertraulichkeit sind auch für NRO ein Muss, um in einen ernsthaften Dialog einzusteigen. Regeln müssen vereinbart, Absprachen eingehalten werden, die Bereitschaft und Fähigkeit, aufeinander zuzugehen und sich in das Gegenüber hineinzuversetzen, müssen vorhanden sein. Bei komplexen Dialogformaten mit langen Laufzeiten wird es von den NRO zudem als wichtig erachtet, dass der Prozess nicht durch Personalwechsel behindert wird (Südwind 2015, 16).

Die Verantwortung für und die Umsetzung von Dialogen mit NGO stellt daher hohe Anforderungen an die kommunikativen und sozialen Kompetenzen der Unternehmensvertreter und ihre Position im Unternehmen. Denn die Anforderungen gelten nicht nur in der Beziehung zu den NGO sondern auch zu den unternehmensinternen Stakeholdern, die von einem Dialog, seinem Verlauf und seinen Ergebnissen immer wieder zu überzeugen sind.

Die Studie macht noch einmal sehr deutlich, dass Dialoge mit NRO von Unternehmen gut vorbereitet werden müssen, weil NRO mit dem Instrument klare Zielvorstellungen verknüpfen. Besonders dann sind Dialoge ein wirkungsvolles Instrument, um Entwicklungen des Unternehmens oder auch seines regulatorischen Umfelds voranzutreiben. Wenn es allerdings „nur“ darum geht, Informationen zu beschaffen, Themen in ihrer Unternehmensrelevanz einzuschätzen oder ein Lagebild zu erhalten, haben Unternehmen beispielsweise mit der intelligenten Auswertung von Social Media Streams tauglichere Alternativen.

Literatur zu Voraussetzungen und Erfolgsfaktoren von NRO-Dialogen

Die Studie liegt in dem Punkt nicht richtig, wo so behauptet „In Deutschland hat eine Untersuchung von Unternehmensdialogen bisher nicht stattgefunden“ (Südwind 2015, 9). Gerade im Kontext der Stadt- und Raumplanung, Risikokommunikation, Mediation und Kommunikation gibt es eine ganze Reihe von Untersuchungen zu Unternehmens-NRO-Dialogen. So beispielsweise diese Befragung, Analyse und Auswertung der Erfahrungen von 17 an vier moderierten Dialogen beteiligten Unternehmen, NRO und Moderatoren aus dem Jahr 2012.

Riede, Milena (2012): Determinanten erfolgreicher Stakeholderdialoge. Erfolgsfaktoren von Dialogverfahren zwischen Unternehmen und Nichtregierungsorganisationen. Kassel: Kassel University Press.

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