oekom research Corporate Responsibility Review 2015 - CSR-Management und TTIPWird TTIP – wie Kritiker befürchten – einen Wettlauf um niedrigere Umwelt- und Sozialstandards auslösen? Die Frage gewinnt vor dem Hintergrund der durch oekom research im aktuellen Corporate Responsibility Review 2015 erhobenen Fakten zum unternehmerischen Nachhaltigkeitsmanagement (CSR-Management) neue Brisanz.

Denn die Studie belegt ein massives transatlantisches Niveaugefälle beim CSR-Management und den sozial-ökologischen Qualitäten von Produkten und Dienstleistungen.

Kleine Fortschritte, große Probleme

Für den Corporate Responsibility Review analysiert oekom research seit 2009 jährlich die Entwicklungen bei nachhaltigen Kapitalanlagen sowie Defizite und Fortschritte bei der Integration von Nachhaltigkeitskriterien in die Unternehmensführung. Dazu werden Daten von rund 1.600 international tätigen Großunternehmen mit Sitz in Industrieländern ausgewertet. Das generelle Ergebnis: Auch wenn im Vergleich zum Vorjahr die Unternehmen insgesamt kleine Fortschritte beim Umgang mit ökologischen und sozialen Herausforderungen erzielen, reichen diese nach Ansicht von oekom nicht zur Bewältigung der großen globalen Nachhaltigkeitsprobleme aus. Damit wird eine Entwicklung der letzten Jahre fortgeschrieben.

Deutliche Unterschiede beim CSR-Management

oekom research Corporate Responsibility Review 2015 - CSR-Management und TTIP

Bewertung der Nachhaltigkeitsleistungen von Unternehmen mit Sitz in der EU und den USA – Angaben in Prozent (oekom research, Corporate Responsibility Review 2015, 17)

Spannend wird der Vergleich der Nachhaltigkeitsperformance von europäischen und US-amerikanischen Unternehmen. Während die europäischen Unternehmen auf der Skala 0 bis 100 eine durchschnittliche Bewertung von 40,6 erzielen, kommen Unternehmen aus den USA nur auf 25,2.

Diese deutlichen Unterschiede im Vergleich EU – USA sind in der Breite wie in der Spitze der Bewertungen zu beobachten.

So wird die Nachhaltigkeitsleistungen von europäischen Unternehmen bei mehr als einem Drittel der europäischen Unternehmen als „gut“ bewertet, während nicht einmal jedes zehnte Unternehmen aus den USA diese Bewertung erreicht.

Coca–Cola einziger Branchenführer aus den USA

Zugleich kommen von den jeweils drei besten Unternehmen der 22 analysierten Branchen 13 aus Deutschland (davon sechs Branchensieger), zwölf aus Großbritannien (davon vier Branchensieger), hingegen nur acht aus den USA. Coca–Cola ist einziger Branchenführer (Food & Beverages) aus den USA (oekom research, Corporate Responsibility Review 2015, 21)

Stärkung von CSR – Investoren durchsetzungsfähiger als Politik?

TTIP-Kritiker befürchten, dass das Abkommen insgesamt zu einer Absenkung sozialer und ökologischer Standards auf das jeweils untere Niveau führt. Dadurch könnte auch eine Verschlechterung beim CSR-Management europäischer Unternehmen eintreten. Während die politische Regulierung von EU Seite diesen Befürchtungen nur ein schwaches „We want a dedicated chapter in TTIP to foster sustainable development“ entgegenhält (EU Kommission 2015, The top 10 myths about TTIP – Separating facts from fiction, 10), sendet der Investorenmarkt deutlich stärkere Signale für eine Stärkung der CSR.

„Dass das Volumen des nachhaltig investierten Kapitals mit einem Volumen von fast zehn Billionen Euro allein in Europa wieder einen neuen Rekordstand erreicht hat, wird die Unternehmen nicht unbeeindruckt lassen“ (oekom research, Corporate Responsibility Review 2015, 29). Hintergrund des seit Jahren beständig wachsenden Kapitalflusses in Richtung nachhaltige(rer) Unternehmen sind mittlerweile durch zahllose Analysen belegte Fakten. Nachhaltige Investitionen (SRI – Socially Responsible Investments) bringen im Vergleich zu nicht-nachhaltigen Investitionen mindestens gleich gute, in vielen Fällen sogar bessere Finanzergebnisse.

Anstieg des weltweiten SRI-Volumens um 61 Prozent

Ende Februar 2015 hat die Global Sustainable Investment Alliance (GSIA) ihren aktuellen Report zum SRI-Markt veröffentlicht. Sowohl SRI-Marktanteil als auch -Volumen sind demnach von 2012 auf 2013 sprunghaft gestiegen. Während der SRI-Marktanteil am insgesamt verwalteten Vermögen 30,2 Prozent (2012: 21,5 Prozent) beträgt, stieg das Volumen nachhaltiger Kapitalanlagen auf 21,4 Billionen US-Dollar (2012: 13,3 Billionen US-Dollar). Einziger Wermutstropfen im Hinblick auf das transatlantische Gefälle und der möglichen Auswirkungen von TTIP auf das CSR-Management: der europäische SRI-Anteil übersteigt mit 63,7 Prozent den der USA (30,8 Prozent) noch deutlich. Das heißt, dass der CSR-Druck von Investoren auf Unternehmen in den USA noch geringer ist als in Europa. Andererseits wächst der Nachhaltigkeitsdruck auf Investoren und Unternehmen gerade in den USA, besonders durch Initiativen das Sustainability Accounting Standards Board (SASB).

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