Für viele Unternehmen ist es heutzutage gängige Praxis, sich freiwillige Emissionsminderungsziele zu setzen. Diese Ziele sind in der Regel aber allein aus einer unternehmensinternen Perspektive definiert: wieviel Emissionen können wir im Zeitraum X durch Fuhrparkerneuerung, effizientere Maschinen oder Kühlaggregate erzielen? Was ist an Emissionsminderungen nach aktuellem Wissen bis 20XX machbar? Damit orientieren sich Unternehmen an dem scheinbar Möglichen und nicht an dem für ein klimaneutrales und stabiles Geschäft Notwendigen. Science-based targets SBT helfen Unternehmen, Szenarien und Folgen des Klimawandels in ihre Nachhaltigkeitsstragie zu intebrieren.

Weder die bisher praktizierten Klimapolitiken noch die Zusagen und Vereinbarungen reichen annähernd aus, um das 1,5 Grad Ziel zu erreichen. Grafik: Vox Media

Spätestens nach dem Sonderbericht des Weltklimarates (IPCC) vom 8. Oktober 2018 ist klar: die globale Erwärmung muss auf maximal 1,5°C und nicht wie in Paris 2015 vereinbart auf 2,0°C begrenzt werden. Nur so lassen sich die mittel- und langfristigen Folgen des Klimawandels mit hoher Wahrscheinlichkeit technisch und wirtschaftlich bewältigen. SBT eröffnen Unternehmen einen Weg, ihre Emissionsziele so zu formulieren, dass sie transparent zu einer klimaneutralen Welt beitragen. Zugleich nutzen die SBT einer stabilen Entwicklung des Geschäfts, da der wachsende regulatorische Druck sich auf Dauer nicht nur auf den Energie- (Braunkohle) und Verkehrssektor (Kfz – 35% weniger CO2-Emissionen bis 2030) beschränken wird.

Städten, Staaten, Regionen und Unternehmen sind noch weit vom Ziel entfernt

So zeigt ein aktueller Bericht von Data-Driven Yale, NewClimate Institute, PBL Netherlands Environmental Assessment Agency und CDP, dass die bisherigen Reduktionszusagen von Städten, Staaten, Regionen und Unternehmen im günstigsten Szenario die Erderwärmung nur auf 2,6 Grad bremsen würden. Dem offenkundig massiven Veränderungsdruck stehen also viel zu zögerliche Reduktionspläne und -zusagen gegenüber. Als ob das noch nicht genug der schlechten Aussichten wäre, deuten die Daten für die ersten neun Monate 2018 laut Fatih Birol von der Internationalen Energieagentur (IEA) darauf hin, dass die globalen CO2-Emissionen in diesem Jahr ein neues Rekordniveau erreichen werden.

Politik wird nur mit stärkerer Regulierung antworten können

Vor diesem Hintergrund wird die Politik auf nationaler und europäischer Ebene nur mit stärkerer Regulierung antworten können. Denn bei allem bereits gefühlten Druck gibt es gegenwärtig sogar noch eine regulatorische Lücke im Vergleich zu den in Paris 2015 getroffenen Vereinbarungen. So würden die heute global praktizierten Klimapolitiken in eine Erderwärmung von 3,1 bis 3,7 Grad münden und damit noch weiter als die (noch unzureichenden) freiwilligen Zusagen (Pledges) vom 2,0° C bzw. 1,5° C-Ziel entfernt liegen. Vorausschauende Unternehmen suchen daher jetzt nach Innovationen auf allen Ebenen ihres Geschäfts, um ihren Beitrag zu den notwendigen Klimazielen zu leisten. Wem die Zahlen zum globalen Temperaturanstieg zu klein und zu abstrakt erscheinen, dem kann es ggf. helfen, sich den Unterschied zwischen 40° C und 42° C Fieber zu vergegenwärtigen.

Beim Thema Freiwilligkeit geht die Science-based Target Initiative (SBTi) in der Zwischenzeit den nächsten Schritt. Sie unterstützt das neue 1,5° C-Ziel und überprüft ihre Zielvorgaben und Zielvalidierungsprotokolle. Die nächste jährliche Aktualisierung wird diese Änderungen berücksichtigen, die ab Anfang 2019 gelten. Einzelheiten gibt die SBTi in nächster Zeit bekannt.

Aktuelles SBT Working Paper

Weitere Informationen und Hintergründe zu den SBT finden Sie in dem aktuellen Working Paper „Science-Based Targets (SBT). Emissionszielsetzung für Fortgeschrittene“.

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